In diesem Beitrag beleuchten wir das Thema „nachhaltiger Lebensmittelkonsum“ und liefern Ihnen praktische Tipps, wie Sie durch bewusstes Einkaufen und den richtigen Umgang mit Lebensmitteln aktiv zum Klimaschutz beitragen können.
Lesezeit: 7 Minuten
1 | Einleitung
Wussten Sie, dass unsere Ernährung massiven Einfluss auf den weltweiten Treibhausgasausstoß hat? Rund 28 Prozent der CO₂-Emissionen gingen im Jahr 2020 auf die Lebensmittelproduktion zurück. Die gute Nachricht: Wir können sehr einfach etwas für den Klimaschutz tun, wenn wir unser Ess- und Einkaufsverhalten etwas anpassen. In diesem Beitrag beleuchten wir das Thema „nachhaltiger Lebensmittelkonsum“ und liefern Ihnen praktische Tipps, wie Sie durch bewusstes Einkaufen und den richtigen Umgang mit Lebensmitteln aktiv zum Klimaschutz beitragen können.
Schaubild Kernpunkte des DGE-Positionspapiers zum klimafreundlichen Lebensmittelkonsum


2 | Die Bedeutung des Lebensmittelkonsums für den Klimaschutz
Um zu verstehen, an welchen Stellschrauben wir zugunsten einer klimafreundlicheren Ernährung drehen können, ist es sinnvoll, sich einige Fakten über die Lebensmittelproduktion bewusst zu machen:
- Fleisch-, Milch-, Eierproduktion sowie Aquakulturen beanspruchen über 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen und verursachen ca. 60 Prozent der Emissionen in der Nahrungsmittelerzeugung.
- Etwa 40 Prozent der weltweit produzierten Nahrungsmittel kommen niemals auf den Teller. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als 18 Millionen Tonnen Lebensmittel einfach weggeworfen.
- Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass eine stärker pflanzenbasierte Ernährung nicht nur die CO₂-Emissionen deutlich reduzieren, sondern auch über 11 Millionen durch ungesundes Essverhalten bedingte Todesfälle pro Jahr verhindern könnte.
Klimafreundliche Ernährung und die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung
Die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) initiiert und zielt darauf ab, die Lebensmittelverschwendung in Deutschland bis 2030 zu halbieren. Maßnahmen wie die „Too Good To Go“-Kampagne sollen Verbrauchende sensibilisieren und lokale Lebensmittelrettung unterstützen.
Die wichtigsten Ziele der Strategie:
• Verbesserung der Produktionsprozesse
• Bewusster Konsum und Aufklärung der Verbrauchenden
• Unterstützung von Unternehmen und politischen Maßnahmen
• Nutzung digitaler Tools zur Lebensmittelverwertung
Handlungsanregungen für Verbrauchende:
• Planen Sie Ihre Mahlzeiten und kaufen Sie nicht mehr, als sie brauchen.
• Versuchen Sie sich an kreativer Resteverwertung.
• Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist nicht gleich Verfallsdatum – viele Lebensmittel sind auch nach Ablauf des MHD noch gut.
3 | Klimafreundlich einkaufen: Praktische Tipps für Familien
Welche Handlungsmöglichkeiten lassen sich nun aus diesen Fakten ableiten? Um unsere Klimabilanz zu verbessern, können wir unseren Fleischkonsum senken und dafür mehr auf pflanzliche Lebensmittel setzen. Durch bewusstes Einkaufen, die richtige Lagerung und die Nutzung von Resten lassen sich Lebensmittelverschwendung, unnötige Energieverschwendung und Plastikabfall minimieren.
Tipps für klimafreundliches Einkaufen:
Regional und saisonal einkaufen
Durch den Kauf regionaler und saisonaler Lebensmittel unterstützen Sie nicht nur lokale Landwirte, sondern vermeiden auch unnötige Transportwege und Lagerkosten.
Tipps zur Umsetzung:
- Nutzen Sie Saisonkalender: Informieren Sie sich mithilfe von Saisonkalendern, welches Obst und Gemüse zu welcher Jahreszeit in Ihrer Region geerntet wird.
- Kaufen Sie auf Wochenmärkten ein: Besuchen Sie lokale Bauernmärkte, um frische, saisonale Produkte direkt von Erzeugern zu erwerben.
- Schließen Sie sich einer Solidarischen Landwirtschaft an: Beteiligen Sie sich an lokalen Initiativen, um regelmäßig regionale Erzeugnisse zu erhalten.
- Achten Sie auf Regionalsiegel: Viele Supermärkte bieten Produkte mit Siegeln an, die auf regionale Herkunft hinweisen.
- Selbst anbauen: Nutzen Sie Garten, Balkon oder Gemeinschaftsgärten, um eigenes Obst, Gemüse oder Kräuter anzupflanzen.
- Verzichten Sie auf exotische Früchte außerhalb der Saison: Bevorzugen Sie heimische Alternativen wie Äpfel statt importierter Mangos.
- Vermeiden Sie verarbeitete Lebensmittel: Diese enthalten oft Zutaten, die aus weiter entfernten Regionen stammen.
Weniger Fleisch, mehr Pflanzen
Eine Ernährung mit weniger tierischen Produkten und mehr pflanzlichen Lebensmitteln schont die Umwelt und fördert die Gesundheit aller Familienmitglieder.
So gelingt Ihnen mehr „veggie“ im Alltag:
- Führen Sie einen „Veggie-Tag“ ein: Planen Sie einen oder mehrere Tage pro Woche, an denen ausschließlich pflanzliche Gerichte auf den Tisch kommen.
- Entdecken Sie pflanzliche Proteine: Nutzen Sie Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen oder Bohnen sowie Tofu, Tempeh und Seitan als Fleischersatz.
- Experimentieren Sie mit neuen Rezepten: Probieren Sie internationale pflanzliche Gerichte wie indisches Dal, mediterrane Gemüsepfannen oder asiatische Wok-Gerichte.
- Integrieren Sie Gemüse kreativ: Verwenden Sie Zucchini-Spaghetti, Blumenkohlreis oder Süßkartoffelscheiben als Basis für bekannte Gerichte.
- Nutzen Sie pflanzliche Milchalternativen: Ersetzen Sie Kuhmilch durch Hafer-, Mandel- oder Sojamilch in Kaffee, Müsli oder beim Backen.
- Planen Sie schrittweise Reduktionen: Ersetzen Sie zunächst einen Teil des Fleischanteils in Gerichten (z. B. Lasagne oder Chili) durch pflanzliche Zutaten wie Linsen.
Vermeidung von Lebensmittelverschwendung
In vielen Haushalten werden noch essbare Lebensmittel entsorgt. Mit ein paar einfachen Strategien lässt sich das vermeiden.
Tipps für den Alltag:
- Planen Sie Ihre Mahlzeiten: Erstellen Sie einen wöchentlichen Speiseplan und kaufen Sie nur die benötigten Mengen ein.
- Lagern Sie Lebensmittel richtig: Informieren Sie sich über die optimale Lagerung von Obst, Gemüse, Brot und anderen Produkten, um deren Haltbarkeit zu verlängern.
- Verwenden Sie ältere Produkte zuerst: Organisieren Sie Ihren Kühlschrank und Ihre Vorräte nach dem Prinzip „First In, First Out“ (ältere Produkte nach vorne stellen).
- Verwerten Sie Reste kreativ: Nutzen Sie übrig gebliebene Zutaten für neue Gerichte, wie Suppen, Eintöpfe, Aufläufe oder Smoothies.
- Teilen statt wegwerfen: Geben Sie überschüssige Lebensmittel an Freunde, Nachbarn oder über Foodsharing-Plattformen weiter.
- Frieren Sie Lebensmittel ein: Reste von Mahlzeiten lassen sich gut einfrieren und später verwenden.
- Achten Sie auf Haltbarkeitsdaten: „Mindestens haltbar bis“ bedeutet nicht, dass ein Produkt danach automatisch ungenießbar ist – prüfen Sie Geruch und Geschmack.
Mehr Bio-Produkte wählen
Bio-Lebensmittel schonen nicht nur die Umwelt, sondern fördern auch eine nachhaltige Landwirtschaft.
Tipps für die Umsetzung:
- Achten Sie auf Bio-Siegel: Orientieren Sie sich an zertifizierten Labels wie dem EU-Bio-Siegel oder dem Naturland- und Demeter-Siegel, um vertrauenswürdige Bio-Produkte auszuwählen.
- Kaufen Sie regionales Bio: Bevorzugen Sie Bio-Produkte von Bauernhöfen oder Märkten in Ihrer Nähe, um Transportwege zu minimieren.
- Setzen Sie Prioritäten: Beginnen Sie mit häufig konsumierten Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Milchprodukten oder Eiern, um den Umstieg auf Bio schrittweise umzusetzen.
- Suchen Sie nach Bio-Angeboten: Halten Sie Ausschau nach Sonderangeboten oder Rabattaktionen in Supermärkten, um Bio-Produkte erschwinglicher zu machen.
- Selbst anbauen: Nutzen Sie Garten, Balkon oder Schrebergärten, um eigenes Bio-Obst, Gemüse oder Kräuter anzubauen.
- Vermeiden Sie stark verarbeitete Produkte: Wählen Sie möglichst unverarbeitete Bio-Lebensmittel, um Zusatzstoffe und unnötige Verpackungen zu reduzieren.

4 | Nachhaltige Verpackungen: Plastik vermeiden
Verpackungsmüll, speziell Plastik, schadet der Umwelt und dem Klima: Plastik wird aus fossilen Brennstoffen wie Erdöl und Erdgas hergestellt, dabei werden erhebliche Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. Gelangt Plastik in die Umwelt, beeinträchtigt es natürliche Kohlenstoffsenken wie Böden und Meere, die normalerweise CO₂ binden. Außerdem zerfällt es zu Mikroplastik, das in die Nahrungskette gelangt und unsere Gesundheit gefährdet.
Tipps für weniger Plastik im Alltag
Verwenden Sie Mehrwegbeutel
Nutzen Sie wiederverwendbare Stoffbeutel, Netze oder Körbe für Obst, Gemüse und andere lose Lebensmittel.
Kaufen Sie unverpackt ein
Besuchen Sie Unverpackt-Läden, in denen Sie Lebensmittel und Haushaltsprodukte ohne Verpackung kaufen können.
Bevorzugen Sie plastikfreie Verpackungen
Wählen Sie im Supermarkt bevorzugt Produkte, die in Papier, Glas oder kompostierbaren Materialien verpackt sind.
Setzen Sie auf Mehrwegflaschen
Kaufen Sie Getränke in Mehrweg- statt in Einwegflaschen.
Lagern Sie Lebensmittel nachhaltig
Verwenden Sie anstelle von Plastik oder Alufolie Glas-, Edelstahlbehälter oder Wachstücher für die Resteaufbewahrung.
Kaufen Sie größere Mengen
Kaufen Sie haltbare Produkte wie Reis, Nudeln oder Mehl in größeren Verpackungseinheiten, das reduziert Plastikmüll.
5 | Kinder für nachhaltigen Konsum sensibilisieren
Kinder sind die Gestalter von morgen. Deshalb ist es wichtig, sie schon früh für Themen wie Nachhaltigkeit und bewussten Konsum zu sensibilisieren. Am besten gelingt das, wenn sie selbst aktiv werden dürfen. Beziehen Sie Ihre Kinder in Entscheidungen mit ein – sei es beim Einkaufen, Kochen oder der Planung von Mahlzeiten – das weckt nicht nur ihr Interesse, sondern fördert auch ihr Bewusstsein für die Bedeutung eines nachhaltigen Lebensstils.
Praktische Tipps für Eltern
Binden Sie Ihre Kinder ein
Lassen Sie Ihre Kinder beim Einkaufen, Kochen oder Planen von Mahlzeiten mithelfen, um ihnen den Wert von Lebensmitteln näherzubringen.
Erklären Sie Zusammenhänge
Sprechen Sie altersgerecht über Themen wie Klimawandel, Müllvermeidung und die Auswirkungen von Konsum auf die Umwelt.
Besuchen Sie Bauernhöfe
Zeigen Sie Ihren Kindern, wo Lebensmittel herkommen und wie sie produziert werden.
Lesen Sie passende Kinderbücher
Nutzen Sie kindgerechte Bücher oder Geschichten, um nachhaltige Themen zu vermitteln.
Erklären Sie Recycling
Bringen Sie Kindern bei, wie man Müll richtig trennt und warum Recycling wichtig ist.
Lassen Sie Kinder Reste verwerten
Geben Sie Ihren Kindern die Möglichkeit, selbst in der Resteküche kreativ zu werden.


6 | Fazit
Nachhaltiger und klimafreundlicher Lebensmittelkonsum ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit Ihrer Familie. Mit kleinen Veränderungen im Alltag können Sie einen wichtigen Beitrag leisten – für einen gesünderen Planeten und gesündere Menschen.
Planetary Health Diet: Ein globaler Ansatz für Gesundheit und Nachhaltigkeit
Die Planetary Health Diet wurde von der EAT-Lancet-Kommission entwickelt und berücksichtigt bei ihren Ernährungsempfehlungen gesundheitliche und ökologische Aspekte. Ziel ist es, eine wachsende Weltbevölkerung gesund zu ernähren, ohne dabei die planetaren Grenzen von Boden- und Ressourcenverfügbarkeit zu überschreiten.
Grundprinzipien der Planetary Health Diet:
• Überwiegend pflanzliche Ernährung: Der größte Teil der Nahrung besteht aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen.
• Moderater Konsum tierischer Produkte: Fleisch und Milchprodukte werden in Maßen verzehrt, um die Umweltbelastung zu reduzieren.
• Ressourcenschonung: Der Anbau von Lebensmitteln erfolgt so, dass Wasser, Böden und Biodiversität geschützt werden.
Die Planetary Health Diet zeigt, wie globale Ernährungsweisen umgestaltet werden können, um die Gesundheit aller Menschen zu fördern und den Klimawandel zu bekämpfen.
Quellen:
Was hat unsere Ernährung mit dem Klimawandel zu tun? | Helmholtz-Klima-Initiative
Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers | Science
WWF-Studie: Das große Wegschmeißen
Nachhaltigkeit – Ziele für Nachhaltige Entwicklung | DGE
Ernährung: Einfluss auf Treibhausgasemissionen weltweit 2020 | Statista
Wie man mit seiner Ernährung das Klima schützen kann | Greenpeace
DGE-Empfehlungen – Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
(PDF) DGE-Positionspapier zur nachhaltigeren Ernährung
Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung
Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist nicht gleich Verbrauchsdatum | Verbraucherzentrale.de
Gesunde Kinder gibt es nur auf einer gesunden Erde. Deswegen ist es unser Ziel, gemeinsam mit unserem Netzwerk klimabedingte Gesundheitsprobleme bei Kindern und Jugendlichen spürbar zu verringern. Unterstützen Sie uns dabei, zu wachsen und sichtbarer zu werden. Jetzt Supporter werden und unseren Newsletter erhalten.
